„Es muss feste Bräuche geben“ …

„Es muss feste Bräuche geben“ …

Kategorie(n): Allgemein

… erklärt der Fuchs in dem bekannten Buch „Der Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, als sich der kleine Prinz beim Versuch der Fuchszähmung unbeholfen anstellt.

„Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen“, sagte der Fuchs. „Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nicht wissen, wann mein Herz da sein soll. Es muss feste Bräuche geben.“

Und als der kleine Prinz fragt: „Was heißt `fester Brauch´?“, antwortet der Fuchs: „Auch etwas in Vergessenheit Geratenes. Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von der anderen. Sonst wären die Tage alle gleich. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit den Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.“

Pfarrbrief 9/2015

Pfarrbrief2015-09

Feste und Bräuche, liebe Leserinnen und Leser, wollen uns nicht einengen, sondern schenken unserem Leben Lebendigkeit, Freude, Orientierung, Sicherheit und Sinn. Wenn wir sie so nach und nach „abschaffen“, weil wir meinen, sie seien veraltet, dann nehmen wir unserem Leben Halt, Ordnung, Verlässlichkeit und vor allem Sinn.

Wir Christen feiern im Jahreskreis eine Reihe von Festen. Durch ihre Inhalte besitzen sie einen Bezug zu zentralen Fragen des Lebens wie Geburt, Wachstum, Tod und Befreiung. Sie vergegenwärtigen die Heilstat Jesu Christi, interpretieren dabei den Menschen als Geschöpf Gottes und spannen ihn über das Jahr hin in Gottes Heilswerk ein.

Jedes Fest ist auch immer ein sinnliches Fest – jedes Fest riecht anders, schmeckt anders und sieht anders aus. Unsere christlichen Feste im abendländischen Jahreskreis sind erst wirkliche Feste, wenn sie Seele und Herz, Glauben und Verstand ansprechen. Ganz herzlich lade ich Sie ein, die Feste und Bräuche im Kirchenjahr neu zu entdecken und zu feiern, denn „ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr“ [nach dem griechischen Philosophen Demokrit (470-380 v. Chr.)].

Gemeindereferentin Claudia Tüttenberg