„Maria“ ruft seit 600 Jahren in Güsten zum Gebet

„Maria“ ruft seit 600 Jahren in Güsten zum Gebet

In diesem Jahr wird die wertvolle Bronzeglocke namens „Maria“ in der Güstener Kirche St. Philippus und Jakobus stattliche 600 Jahre alt. Grund genug, um am 20. Juni einen Dankgottesdienst zu feiern.

Zudem freut unsere Gemeinde sich über 6 neue Ministranten aus dem Kreis der diesjährigen Kommunionkinder, die im Rahmen dieses feierlichen Gottesdienstes durch Wortgottesdienstleiter Arnold Franken und die großen Ministranten in die Gemeinschaft der Güstener Ministranten aufgenommen wurden.

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So zog sich auch der Gemeinschaftsgedanke als zentrales Thema durch den Gottesdienst. Die Aufforderung in Lesung und Evangelium zu Einmütigkeit und gemeinsamem Gebet wurde in der Predigt bekräftigt mit der Geschichte „Zusammen gelingt es“, in der 5 Vögel, jeder für sich andersfarbig gefiedert und mit wunderschönen Stimmen, nur für ihren gemeinsamen Gesang mit reichlich Futter belohnt werden.

Die musikalische Begleitung des Gottesdienstes gestalteten die Damen der Kirchen-Musikgruppe „A(h)Tempo“ in gewohnt harmonischer Art.

Bild6Nach dem Dankgottesdienst hatte der Gemeinderat zu einer kleinen Feier unter dem Glockenturm nebst Turmbesteigung mit Besichtigung der Glocken eingeladen. Erich Gussen führte alle Interessierten, darunter viele Kinder, in den Glockenstuhl und erzählte zahlreiche Details zur Geschichte der Güstener Glocken.

Durch Betätigen des Klöppels per Hand wurde die Marienglocke nun sachte zum Klingen gebracht und so ihre Klangkraft für die Besucher hautnah spürbar. Wer lieber am Boden bleiben wollte, war zur Diaschau rund um die Glocken im Kirchenraum eingeladen.

Das Glockenjubiläum endete mit einem gemütlichen Beisammensein bei Wein, Getränken und Knabbereien.

Dr. Inge Wolf

PS: Kennen Sie das schöne Güstener Geläut? Sie können es sich bei YouTube anhören!

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https://www.youtube.com/watch?v=dq8cxM6KsRs

Mit einem Gewicht von 1560 kg und einem Durchmesser von 1,34 m ist „Maria“ die größte und schwerste unter den vier Glocken im Güstener Glockenstuhl. Sie trägt die Inschrift „Anno domini MCCCCXV tui constructa. Maria vocor, rex gloria veni cum pace“ – „Im Jahr des Herrn 1415 + Maria werde ich gerufen, O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden!“

In den unfriedlichen Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs entging sie nur knapp dem Schicksal, zu Rüstungszwecken eingeschmolzen zu werden, stürzte aber bei der Sprengung des Kirchturms durch deutsche Truppen im Februar 1945 zu Boden und bekam Risse.

Die Güstener Gemeinde baute in den 1950er Jahren den Turm neu auf und ließ auch „Maria“ reparieren. So schallten ihre Glockenklänge wieder über Güsten, bis sie 1989 wegen Mängeln an Krone und Schweißnähten stillgelegt werden musste. Nach langwierigen Bemühungen des Kirchenvorstandes von St. Philippus und Jakobus konnte sie 2011 gemeinsam mit der romanischen Totenglocke, die inzwischen auf den Namen Justina getauft wurde, aus dem Glockenturm herausgehoben, im Glockenschweißwerk Lachenmayer in Nördlingen restauriert und 2012 wieder feierlich eingeweiht werden.