Liebe Leser/innen und liebe Pfarrangehörige!
Das Fest Christkönig (in der evangelischen Kirche „Totensonntag“ oder „Ewigkeitssonntag“ genannt) markiert den letzten Sonntag des alten Kirchenjahres. Mit dem 1. Advent hat das neue Kirchenjahr angefangen.
2016 war für uns ein wichtiges Jahr, nicht nur wegen des weltweiten Hl. Jahres der Barmherzigkeit, des 500. Geburtstags von Herzog Wilhelm V. und wegen des 500jährigen Jubi-läums des deutschen Reinheitsgebotes in der Bierbraukunst. 2016 brachte einiges an personellen Veränderungen und strukturellen Umstellungen in unserer Pfarrei – und natürlich einen neuen Bischof im Bistum Aachen! Wenn man zurückschaut, dann schleicht sich oft die Versuchung heran, die Vergangenheit zu verherrlichen: „Früher war alles besser!“ Es ist die uralte Versuchung, zu beklagen, was nicht (mehr) ist, anstatt zu danken für das, was heute ist.
Das Weihnachtsfest lädt uns ein, zu danken für das, was ist und was kommt. Mit dem Kleinen in der Krippe kommt und wächst und reift ein neues Jahr. Den Gedanken, auf das zu schauen, was heute ist, anstatt das zu beklagen, was nicht ist, möchte ich am Beispiel des Diakons in unserer Kirche veranschaulichen:
Das II. Vaticanum (1962-1965) hat das Amt des Diakons wieder eingeführt als „eigene und beständige hierarchische Stufe“ (LG 29). Jahrhundertelang vorher war die Diakonweihe eine „Durchgangsstufe“ zur Priesterweihe. Sinn des „Diakonenamts“ ist die Verkörperung des Dienens als eines der Wesensvollzüge des Kirche-Seins. Daher gehört ein Diakon eigentlich zur „personellen Grundausstattung“ des kirchlichen Lebens und des Messe-Feierns.
„Wieso steht der Diakon da neben dem Priester? Kann er nicht einen eigenen Gottesdienst in einer anderen Gemeinde feiern? Das ist doch Personal-Verschwendung!“, solche Fragen kommen bei mir an.
Und die Fragenden haben Recht: Ein Priester kann auch Messe feiern (und tut es leider meist) ohne einen Diakon. Und der Priester kann auch dann Messe feiern, wenn kein Lektor und Organisten müssen Priester und Gläubige meist werktags ohnehin schon verzichten. Und selbst ohne versammelte Gemeinde könnte ein Priester (ganz alleine) die Messe feiern.
Die meisten unserer Zeitgenossen kommen ohne sonntägliche Messe aus. Und so könnte man weiter fragen: Wenn wir schon ohne Hl. Messe auskommen, könnten wir nicht auch die kostspieligen Kirchengebäude einsparen? Und könnte man nicht gleich auch ganz ohne die Kirche mit ihrem Personal- und Verwaltungsaufwand auskommen? Was ließe sich da nicht alles sparen! Und noch weiter: Braucht unsere Erde überhaupt die Menschheit? Die meisten Jahr-milliarden ist unsere Erde und unser Kosmos ohne die Menschheit ausgekommen. Wozu gab es überhaupt den Urknall, der alles in Gang gesetzt hat?
Sie haben Recht: Eigentlich bräuchte nichts zu sein. Aber einer Macht, die wir Gott nennen, hat es gefallen, dafür zu sorgen, dass nicht Nichts ist, sondern Etwas. Und in diesem Etwas hat er menschliche Gestalt angenommen – und freut sich an dem, was ist.
Liebe Leser/innen! Bitte sehen Sie mir den kleinen Höhenflug nach! Aber mit Gott möchte ich mich freuen an dem, was ist: An den vielen Menschen, die mit ihrem Da-Sein und mit ihren Begabungen unser Kirche-Sein und unsere Welt bereichern, innerhalb wie außerhalb des Gottesdienst-Feierns!
Ihnen möchte ich für Ihr Da-Sein danken! Und ich wünsche Ihnen, dass Sie auch im neuen Jahr ganz viel Erfüllung erfahren bei Ihrem Da-Sein! Ich wünsche Ihnen und den Ihren ein gesegnetes Fest, das uns an das Wunder des Lebens neu erinnert und uns strahlen lässt!
Ihr Pastor Josef Wolff