Nach einem eindrucksvollen Kommentar von Hörfunkpfarrer Thomas Schweiger zum Lied: Endlich gibt es ein Lied zur Emmausgeschichte im katholischen Gesangbuch. Das neue Gotteslob schließt diese Lücke.
Für mich ist die Episode mit den beiden Freunden, die gemeinsam unterwegs sind, die schönste Ostererzählung des Neuen Testaments. Weil sie so behutsam mit dem Glauben an Jesus umgeht. Und weil sie mit einer Frage endet: Brannte uns nicht das Herz in der Brust …? Die Frage, ob ich von Jesus berührt werde, ist existentiell für mich und mit ihr verbunden, dass ich balancieren muss zwischen Ungewissheit und Hoffnung.
Das Lied im neuen Gotteslob bewahrt die Zurückhaltung, die der Evangelist Lukas in seine Ostergeschichte gelegt hat, und es transportiert die Sehnsucht, mit der Kleopas und sein Freund unterwegs sind. Peter Gerloff, der die Verse verfasst hat, versteht es, sich in die Stimmung der beiden Jünger hinein zu versetzen. Mehr noch: Er überträgt sie auf uns, in unsere Zeit. Ostern – das ist zwar ein Ereignis vor 2000 Jahren; trotzdem bleibt es keinem Menschen erspart, den Weg dorthin selbst zu gehen – durch die Zeit, auch in Nacht und Dunkelheit – die Erfahrungen des persönlichen Karfreitags eingeschlossen. Ich weiß, wie oft ich darum gebetet habe, dass ich dabei nicht allein bin: dass es immer Menschen an meiner Seite gibt, einen Freund (wie Kleopas). Und dass Jesus mit mir geht, auch wenn ich ihn nicht bemerke.
Weit war der Weg. Wir flohen fort vom Kreuz.
Doch du, Verlorner, führtest uns bereits.
Brennt nicht in uns ein Feuer, wenn du sprichst?
Zeige dich, wenn du nun das Brot uns brichst.
Der Tonsatz des Liedes greift die sehnsuchtsvolle Stimmung wunderbar auf. Sie nimmt im Verlauf der Strophen noch zu, sie entfaltet sich regelrecht. Und genau dieser melancholische Ton, die leicht traurige Musik tut besonders wohl, ist am ehrlichsten: wenn ich die Fragen meines Daseins anschaue, die Ungewissheiten, meine Ängste, und trotzdem nicht zu verzweifeln brauche. Die Jünger von Emmaus machen eine tiefe Glaubenserfahrung. In ihrem Kopf hat sich das Bild festgesetzt, wie Jesus am Kreuz hängt. Damit verbinden sie das Aus all ihrer Sehnsucht nach Leben und Glück. Bis sie merken: Es ist nicht das Ende. Das Geheimnis Gottes ist größer. Und sie dürfen daran teilnehmen. Wie ein Aha-Erlebnis setzt sich diese Erfahrung in ihnen fest. Sie begleitet sie bis in den eigenen Tod. Sie – und wenn wir wollen – auch uns.