Ruhe und Kraft

Ruhe und Kraft

Kategorie(n): Allgemein

Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. (Mk 2,27)

Liebe Sommer(ferien)-Gemeinde!

Bedeutet Sommer auch für Sie Urlaubszeit, Erholung, Entspannung? Da der pfarrliche Gremien-Betrieb in den Sommerferien pausiert, gönne ich mir meinen Erholungsurlaub in den Sommerferien. Und wie wichtig, ja heilig Erholung und Ruhe sind, daran erinnert mich das Dritte der Zehn Gebote (Ex 20 bzw. Dtn 5). Man könnte in diesem Sinne auch sagen: Die Arbeit ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Arbeit. Oder noch anders: Man lebt nicht, um zu arbeiten, sondern man arbeitet, um zu leben.

Insofern möchte ich Ihnen aus biblischer und christlicher Sicht zu einem guten Gewissen verhelfen, wenn Sie mal nicht arbeiten, und Ihnen ein schlechtes Gewissen machen, wenn Sie die Ruhephasen vernachlässigen – zumal Ruhephasen in der Woche wie im Laufe des Jahres Ihnen helfen werden, mit neuer Motivation und Kreativität an Ihre Arbeit zu gehen.

Immer wieder staune ich, wie viel Arbeit in unserer Pfarrei Hl. Geist geleistet wird – nicht nur hauptberuflich, sondern vor allem ehrenamtlich. Die Hauptberuflichen sehe ich im Dienst daran, dass sich alle vor Ort mit Ihren Begabungen und Interessen entfalten und einbringen können, mehr in der Rolle der Zuarbeiter, Motivatoren als in der Rolle der direkten Leistungsträger.

In dem „Wunsch der Gläubigen, das Leben der Kirche – stärker als dies in der Vergangenheit der Fall war – mitzugestalten und mitzuentscheiden, … drückt sich ein erneuertes christliches Selbstbewusstsein aus, dass alle Getauften berufen sind, Kirche zu sein und sich verantwortlich an ihrer Sendung zu beteiligen“, schreiben die Deutschen Bischöfe in ihrem Wort „Gemeinsam Kirche sein“ (Seite 12f.), August 2015, (www.dbk-shop.de – unter Hirtenschreiben).

  • Stellen Sie sich mal eine Kirche vor, in der sich jeder und jede einbringt mit seinen/ihren Begabungen und Interessen!
  • Stellen Sie sich vor, Sie machen das, was Ihnen persönlich Freude macht!

Ich denke da z.B. an diejenigen, die in der Pfarrei im Beerdigungsdienst engagiert sind. Eine Beauftragte sagte mal im Austausch mit den anderen: „Ich kann mich kaum erinnern, nochmal so viel Erfüllung erfahren zu haben wie im Beerdigungsdienst.“ Obwohl dieser Dienst  – wie überhaupt die Vorbereitung von Gottesdiensten – viel Arbeit und Zeit kostet, macht sie ihn leidenschaftlich gerne. Dieser Dienst – wie viele andere auch – wird völlig ehrenamtlich getan, also aus eigener Überzeugung und für Gottes Lohn! In der Vergangenheit, scheint mir, waren wir es eher gewohnt, zu fragen: Welche Arbeit muss getan werden? Aber so langsam setzt sich ein Umdenken durch.

Das Abschlussdokument der Trierer Bistumssynode von 2016 zählt hier zwei konkrete Perspektivwechsel auf: „1. Vom Einzelnen her denken und 2. Charismen (d.h. geschenkte Begabungen) vor Aufgaben in den Blick nehmen“ (www.bistum-trier.de/bistums-synode). Gut, die Vorstellung ist ideal. Wohl immer wird es auch Arbeit geben, die getan werden muss, weil es einfach notwendig ist. Aber Vorrang soll das haben, was man gerne tut – und nicht das, wovon man meint, dass es getan werden müsste.

Ihnen und den Ihren eine gesegnete Sommerpause mit viel heiliger Ruhe und neuen wunderbaren Perspektiven!

Ihr Pastor Josef Wolff