Kirchenmusiker, Chorleiter und Organisten im „Homeoffice“
Seit mehreren Wochen bestimmt aufgrund der „Corona-Krise“ die Arbeit ganz vieler Menschen in den unterschiedlichsten Branchen das sogenannte Homeoffice. Das betrifft selbstverständlich auch die Arbeitswelt aller hauptamtlichen Kirchenmusiker im gesamten Bundesgebiet. In unserer Pfarrei ist vor allem meine Person davon betroffen.
Was tun also Kirchenmusiker
- wenn ein Hauptbetätigungsfeld, nämlich das Leiten zahlreicher Chor- und Instrumentalproben für Kinder und Erwachsene in den Schulen bzw. in den kirchlichen Räumen nicht stattfinden können und dürfen?
- wenn sämtliche Messen und Gottesdienste einschließlich Exequien, Taufen und Trauungen nicht gehalten werden können, deren elementarer Bestandteil die Musik ist?
- wenn sämtliche konzertanten Veranstaltungen wegfallen müssen, ja sogar der Einzelunterricht für die „ Nachwuchskräfte im
liturgischen Dienst“ eine Pause einlegen muss?
Sicher bleibt noch ein guter Teil der Arbeit, die man heimischen Computer erledigen kann, sei es die Vorausplanung der Dienste, die Vorbereitung der Gottesdienste und Chorproben und konzertanten Veranstaltungen, die dann hoffentlich in nicht allzu langer Zeit wieder stattfinden dürfen, das Arrangieren diverser Chorstücke und vieles mehr.
In der Tat entsteht somit ganz plötzlich ein vermeintlicher Freiraum. Vermeintlich, weil er auch tatsächlich sogleich und ebenso sinnvoll gefüllt werden kann, und zwar mit typischen Tätigkeiten eines Kantors, zu denen man leider sonst nur vermindert kommt.
Da sei ganz besonders und vornehmlich – neben Notenpflege und übriggebliebenen organisatorentätigkeit gehört. Ich glaube durchaus, nicht nur für mich zu sprechen, wenn ich erzähle, dass die Einsicht in die zwingende Notwendigkeit des effektiven und v.a. ausdauernden Übens sich allzu oft im Alltag den übrigen Notwendigkeiten und Pflichten unterordnet. Eigentlich zu schade. Denn das intensive Eindringen und Verstehen auch komplexer (musikalischer) Zusammenhänge, die sich hieraus ergeben, eröffnen zum einen dem Interpreten. Aber in zweiter Linie vor allem auch den Hörenden öffnet siche eine Transparenz, die es möglich machen kann, die tiefen Aussagen, die sich in Werken zahlreicher kirchenmusikalischer Komponisten wiederfinden, noch besser zu verstehen, was zuletzt im Idealfall zur Befriedung und Erhöhung durch Emotio UND Ratio mittels der Musik führt und uns IHM ein Stück näher bringt.
In diesem Sinne hoffe ich, gerade in dieser Zeit meinen Beitrag eben dazu leisten zu können, auch besonders in Hinblick auf die Möglichkeit, die sich durch unsere Orgel in der Propsteikirche – trotz noch fünf fehlender Register – in Ihrem farbenreichen Klanguniversum bietet.
Ihr Christor
Foto: privat