Liebe Leserin und lieber Leser!
Diese Frage hat uns lange im Pastoralteam beschäftigt – zusätzlich zu all den anderen vielen Fragen, die die Veränderungen durch die Corona-Pandemie immer wieder neu aufwerfen.
Eines ist uns klar: Weihnachten fällt nicht aus, es ist dieses Mal anders. In den nächsten Wochen werden sich noch viele Details klären. Bei den derzeitig rasant ansteigenden Zahlen kann man nur hoffen, dass bis Weihnachten hier und weltweit die Infektionen wieder abgeflacht sind und wir uns überhaupt in größeren Gruppen treffen dürfen.
Im Pastoralteam haben wir uns zwei wichtige Fragen gestellt:
Was ist der wesentliche Kern von Weihnachten? Und wie können wir das Wichtigste des Festes feiern?
Zum ersten: Was ist der wesentliche Kern von Weihnachten?
Gott wird Mensch; wir feiern die Geburt unseres Erlösers. Dabei hat er sich nicht eine vornehme Frau als Mutter und nicht die Hauptstadt Judäas mit dem Tempel als Geburtsort ausgesucht, sondern eine Frau aus dem Volk und ein verschlafenes Nest am Rande der zivilisierten Gesellschaft. Die ersten Zeugen waren keine Prominenten, sondern Hirten, die man wegen ihrer schmutzigen Arbeit in kein Gotteshaus gelassen hätte. Kurzum: Weihnachten kommt eigentlich auf „leisen Sohlen“ und wendet sich an die, die an den Rändern des Lebens stehen, um sie ins Leben hereinzuholen; Gott wendet sich uns menschlich zu.
Zum zweiten: Wie können wir das Wichtigste des Festes feiern?
Bisher war die beliebteste Zeit für den Gottesdienst, besonders für Familien mit Kindern, aber auch für viele Ältere, der späte Nachmittag an Heiligabend. Nur, wie sollen so viele Menschen in diesem Zeitfenster in unseren Kirchen Platz finden? Man müsste Menschen irgendwie auswählen, die dann Glück haben und rein dürfen, und dafür andere abweisen. Wie passt ein Abweisen aber zum Kern von Weihnachten, Menschen ins Leben hereinzuholen?
Wenn wir dem Kern von Weihnachten treu bleiben wollen, müssen wir die Form ändern: Möglichst viele Kirchen (abhängig von der Machbarkeit vor Ort in den einzelnen Gemeinden) sollen an Heiligabend offen sein und zum Kommen einladen. Statt eines längeren Gottesdienstes können ein paar Stationen vor und in der Kirche vorbereitet sein, die einem die weihnachtliche Botschaft nahebringen. Die Besucher sind also zu einem „Stationen-Gottesdienst“ eingeladen und können auf einem ausgewiesenen Weg von Station zu Station gehen.
Eigentlich ist die Methode nicht so neu: Auch die Stationen des Kreuzwegs oder der Schmerzen Mariens (Barmen-Merzenhausen) kann man so in Bewegung beten. Die Wallfahrtskirchen des Mittelalters (wie der Aachener oder Kölner Dom) waren so gebaut, dass Pilger auf einem festgelegten Weg an den Heiligtümern/Reliquien vorbeiziehen konnten.
Eine Heilige Messe soll an Heiligabend nur im „Livestream“ mitgefeiert werden können, voraussichtlich um 18 Uhr aus einer Kapelle, die ganz nahe an Menschen ist, die aus Krankheit und anderem Leiden Gottes heilende Zuwendung besonders brauchen können.
Für all diejenigen, denen die persönliche Mitfeier der Eucharistie in einem Kirchengebäude an Heiligabend wichtig ist, überlegen wir noch die Möglichkeit einer echten „Christ-Mette“ im Sinne einer „Christ-Mitternachtsmesse“ – eben um Mitternacht – und eine „Hirtenmesse“ am frühen Morgen des ersten Weihnachtstags.
An den beiden eigentlichen Feiertagen am 25. und 26. Dezember und an dem folgenden Sonntag (27.12.) sollen die Messen zu den gewohnten Zeiten vormittags und abends in allen Kirchen gefeiert werden.
Auf große Verwunderung wird bei manchen stoßen, dass an Heiligabend keine Hl. Messe öffentlich gefeiert werden soll. Aber unabhängig voneinander haben auch andere Pfarreien in unserer Region aus denselben Gründen eine Alternative zu den abendlichen Christmetten entwickelt.
Ja, Weihnachten ist dieses Mal nicht wie immer und bei Gott keine Routine…
Herzliche Einladung zur Mit-Vorbereitung auf eine andere Feier der menschlichen Zuwendung Gottes!
Pfr. Josef Wolff
(P.S.: Die Gemeinderäte werden Anfang November vom Pastoralteam angeschrieben wegen der konkreten Organisation der Advent- und Weihnachtszeit.)