Spuren finden – unter dieses Motto haben wir, die wir den Neuen Sonntagabend organisieren, planen und gestalten, das zweite Halbjahr 2018 gestellt.
In dem vermutlich altbekannten Gedicht von den „Fußspuren im Sand“ findet der Mensch im Traum die Spuren von Gottes Gegenwart in seinem Leben. Und erst im Gespräch kann er die Spurenlage richtig deuten. Ich denke, diese Geschichte beschreibt das Phänomen „Glauben“ sehr gut. Wenn wir versuchen, zu sagen, was wir glauben, dann tun wir das meist zuerst in Form eines Bekenntnisses – z.B. „Ich glaube an Gott, den Vater“. Ein Bekenntnis wird aber erst bedeutsam, wenn ich es konkret in meinem Leben mit Erfahrungen verknüpfe.
Wenn wir gemeinsam unseren Glauben bekennen, dann werden bei jedem einzelnen Menschen andere konkrete Erfahrungen mitschwingen. Wenn mehrere Menschen Jesu Worte und Taten aus der Bibel hören, dann entwickeln sie mit Blick auf ihr eigenes Erleben mitunter ganz verschiedene konkrete Vorstellungen von der Umsetzung des Reiches Gottes. Wenn wir uns fragen, was uns begeistert und antreibt, dann komme ich vermutlich zu anderen Aussagen als Sie.
All das sind Spuren des Glaubens, die Gott ganz verschieden in unser aller Leben setzt. Wir sind aufgerufen, sie zu deuten, damit unser Glaube wachsen und uns tragen kann.
- An jedem „Neuen Sonntagabend“ möchten wir Sie dazu einladen, miteinander Spuren zu suchen und zu finden:
- Unterschiedliche Formen und Anliegen laden dazu ein, Neues zu entdecken.
- Gemeinsamer Austausch kann Kraft geben oder manchmal zu Aha-Erlebnissen führen.
- Fragen und Zweifel haben Raum und Bedeutung, weil wir im Austausch feststellen, dass wir sie alle haben.
- Konkretes Bitten und Danken kommt zum Ausdruck in gemeinsamem Gebet und Gesang.
Das alles sind Erfahrungen, die wir gemacht haben in den Gottesdiensten am Sonntagabend, also Spuren, die schon gefunden und gedeutet wurden. Wir machen gerne weiter auf diesem Weg und freuen uns, wenn Sie dazu kommen mit Ihren Spuren – sonntags um 19.00 Uhr in der Propsteikirche.
Die Termine finden Sie im Pfarrbrief und auf der Homepage der Pfarrei Heilig Geist Jülich sowie auf den ausliegenden Postkarten mit dem Motiv des Titelbildes.
Claudia Werner
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
„Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.“
Margaret Fishback Powers
Copyright © 1964 Margaret Fishback Powers
Übersetzt von Eva-Maria Busch
Copyright © der deutschen Übersetzung 1996 Brunnen Verlag, Gießen. www.brunnen-verlag.de