Zur Fastenzeit 2019 präsentiert das Hilfswerk MISEREOR wieder ein neues Hungertuch.
Ursprünglicher Sinn der Hungertücher ist das „Fasten mit den Augen“: Wertvolle und schöne Bilder und Gegenstände sollen verhülltt werden, damit man den Anblick nicht als selbstverständlich nimmt, sondern einmal darauf verzichtet und ihn so nach der Fastenzeit wieder mehr zu schätzen weiß. Die Selbstverständlichkeit ist ja der Anfang von Undankbarkeit und Unzufriedenheit …
Misereor erklärt zum neuen Hungertuch „Mensch, wo bist du?“ (Gen 3,9) – übrigens ist das auch der Vers, der unsere Jugendkirche zu ihrem Namen inspiriert hat:
„Mit dieser Frage sucht Gott die ersten Menschen im Paradies. Das Hungertuch lädt ein, im Entdecken und Entschlüsseln unsere eigenen Antworten zu finden. Die Frage Gottes fordert uns heraus: Wo stehst du und wofür stehst du auf? Wer bist du? Eine Standortbestimmung. Eine Neuausrichtung. Eine Frage, die in den Kern der Verantwortung eines jeden Menschen zielt.
Der Künstler Uwe Appold hat mit Erde aus Jerusalem gearbeitet, die den goldenen Ring und das „gemeinsame Haus“ mit der offenen Tür trägt: Im Zentrum steht die Zusage Gottes, dass seine Liebe besonders die Ausgegrenzten mitten hinein holt.“
Ja, wo sind wir eigentlich? Wo ist jede*r Einzelne von uns? Körperlich ist die Frage schnell und einfach beantwortet, aber wo sind wir mit unseren Gedanken und vor allem unserem Herzen?
In den Liedern zur Fastenzeit kommen oft die Begriffe „Umkehr“ und „Bekehrung“ vor. Eigentlich meinen die etwas veralteten Wörter keine Änderung der Bewegungsrichtung, sondern damit wird das griechische Wort metanoia übersetzt, das sich zusammensetzt aus den Wörtern „über … hinaus“ (meta) und „Vernunft/Verstand“ (nous). Man könnte also im Sinne eines „Überdenkens“ auch moderner sagen: „change of mind“ oder „Horizonterweiterung“.
In der diesjährigen Fastenaktion weitet misereor unseren Horizont bis hin zu jungen Menschen in El Salvador:
„In dem zentralamerikanischen Land, in dem Armut, Gewalt und Kriminalität das öffentliche Leben stark einschränken, sind junge Menschen mit ihren Perspektiven und Mut die Hoffnungs-träger*innen für eine bessere Zukunft in Würde und Sicherheit. Ihr Engagement trägt dazu bei, dass sich ihr Umfeld positiv verändert und gestärkt wird.
Das eigene Potenzial zu erfahren und selbst Verantwortung für sich und sein Lebensumfeld zu übernehmen, ist der ganzheitliche Ansatz der
MISEREOR- Projektpartner in El Salvador.“
(Quelle: Misereor)
Das Motto der diesjährigen Misereor-Aktion „Mach was draus: Sei Zukunft!“ ermutigt uns, im Geist der jungen Menschen aus El Salvador den Blick auf die Zukunft zu lenken und mit viel Hoffnung die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft anzupacken.
Mal auf die Situation anderer zu schauen, lässt die eigene Situation überdenken.
Ein gutes, gesegnetes Über-Denken und ein erfolgreiches Sich-Finden in der vorösterlichen Fastenzeit wünscht Ihnen
Ihr Pastor Josef Wolff
Meditation zum Hungertuch
Wo bist du, Mensch?
Wo bin ich, Gott?
Wir spielen Verstecken
Ich suche dich
Und du suchst mich
Wer wird erster sein
Im Finden?
Im Gefundenwerden?
Lustig ist das
Mühsam ist das
Manchmal auch zu viel
Wo zuerst suchen?
Im Zentrum, am Rand, im Mangel, in der Fülle,
Im Kleinen, im Großen
Überall bist du doch, Gott
Und höre ich einmal auf zu suchen
Findest du mich
Dann schneller?
Manchmal laufe ich davon
Manchmal verliere ich mich in all dem Trubel
Suchst du mich, Gott
Findest du mich
Dann besser?
Ach, dass ich doch sehen könnte wie du
Hören wie du
Lachte mit dir und weinte
Wenn doch unsere Verstecke dieselben wären
Hier bin ich, Gott
Ich lass dich gewinnen
Pastorin Sindy Altenburg, Ratzeburg