Die katholische Kirche steckt in einer schwierigen Situation. Fast täglich lesen wir in den Medien darüber: Leere Kirchen, Priestermangel, die Bewältigung des Missbrauchsskandals und synodale Gesprächsprozesse zur Krisenbewältigung. Auch in der Pfarrei Heilig Geist Jülich stellen wir uns die Frage, wie es mit der Kirche bei uns weitergeht. Deshalb haben der Kirchenvorstand, der GdG-Rat und das Pastoralteam der Pfarrei im Sommer 2018 eine gemeinsame Arbeitsgruppe Heilig Geist 2030 („AG 2030“) beauftragt, Ideen für folgende Fragestellungen zu entwickeln:
Wie wollen wir als katholische Kirche im Jülicher Land 2030 aufgestellt sein? Was sollen die wichtigsten seelsorglichen Ziele und Schwerpunkte sein? Und welche Mittel werden uns dafür zur Verfügung stehen – finanziell und personell?
Die neunköpfige AG 2030 hat nun den Gremien der Pfarrei ihren Zwischenbericht vorgelegt. Sie bekennt sich klar zu den Zielen des Jülicher Pastoralteam wird sich voraussichtlich gegenüber heute halbieren. In 2030 werden noch ca. 600 Gottesdienstbesucher an einem durchschnittlichen Wochenende in den Kirchen von Heilig Geist erwartet. Wenn keine Wende eintritt, wird sich dieser Schrumpfungsprozess von Kirche auch nach 2030 fortsetzen.
Aus dieser Prognose ergeben sich Handlungszwänge. Wir können auf Dauer nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben, und ein verkleinertes Pastoralteam kann nicht alle Aufgaben im heutigen Umfang fortführen. Und gleichzeitig müssen wir uns fragen, wie wir als Kirche trotzdem für die Menschen sichtbar und erfahrbar bleiben können.
Die AG 2030 schlägt daher folgende pastorale Prioritäten für die Pfarrei Heilig Geist Jülich mit Perspektive 2030 vor:
- Es soll für alle verlässliche „pastorale Grunddienste“ in erreichbarer Nähe geben (u.a. Gottesdienste und Sakramente).
- Es soll pastorale Schwerpunktthemen/Zielgruppen geben, die besonders in den Blick genommen werden. Dazu gehört die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien.
Wie können pastorale Prioritäten umgesetzt werden?
Es soll eine Vielfältigkeit kirchlicher Angebote geben, um Menschen unterschied-licher Altersgruppen und Milieus anzusprechen. Schließlich brauchen wir auch das kirchliche Handeln in den Themen Caritas sowie Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.
- Die Pfarrei Heilig Geist Jülich kann jedoch auf Dauer nicht mehr in allen 16 Gemeinden und Kirchenorten ein „volles pastorales Programm“ gewährleisten, sondern nur noch schwerpunktmäßig, in Zusammen-arbeit über die heutigen Gemeindegrenzen hinaus.
- Lebendige kirchliche Aktivitäten, die durch Ehrenamtliche mit ihren Charismen ge-tragen werden, sollen durch die Pfarrei gestärkt werden, damit sie für alle Menschen fruchtbar werden.
Wie sollen diese pastoralen Prioritäten nun umgesetzt werden? Die finanziellen Grenzen legen nahe, dass attraktive Räume nur noch an wenigen priorisierten Standorten zur Verfügung gestellt werden können.
Die AG 2030 schlägt daher eine dreistufige Differenzierung der Kirchenorte vor:
- Es soll in der Pfarrei auf Dauer einen Zentralort geben mit Kirchenraum, Veranstaltungsräumen und Verwaltungszentrale.
- Weiterhin soll es in der Pfarrei etwa 3 bis 5 „Themenzentren“ geben mit hierfür geeigneten und attraktiven Räumen.
- Alle anderen Standorte können von der Pfarrei langfristig nur im „reduzierten Betrieb“ erhalten werden, d.h. hierfür steht nur ein begrenztes Budget zur Verfügung.
Auf der Basis dieses Zwischenergebnisses wird die AG 2030 nun weiterarbeiten und Ideen konkretisieren. Dafür hat sie ein positives Votum der Gremien erhalten. Es wird angestrebt, im Jahre 2020 erste entscheidungsreife Pläne vorzulegen. Überlegungen des „Heute bei Dir“-Prozesses werden dabei berücksichtigt.
Die weitere Entwicklung wird abhängen von der finanziellen Situation der Pfarrei und von der Lebendigkeit kirchlichen Lebens. Kirchenschließungen oder -verkauf können mittelfristig nicht ausgeschlossen werden, vor allem dann, wenn ein größerer Gebäudeschaden eintritt, der mit den verfügbaren Mitteln nicht mehr repariert werden kann. Vielleicht ergeben sich auch gute Ideen oder Gelegenheiten, ein Kirchengebäude zu veräußern oder umzunutzen, wie es in den letzten Jahren schon in vielen Bistümern erfolgt ist. Die AG 2030 hat den Gremien hierzu verschiedene Beispiele vorgestellt und wird auch an dieser Frage weiter arbeiten.
Die AG Heilig Geist 2030