„Home, sweet home“ – was eine Pfarrsekretärin während der Corona-Krise so tut
„Was machst du jetzt arbeitstechnisch eigentlich so?“, fragte mich meine Schwester letzte Woche. „Die Kirche hat doch zu, da gibt es für dich doch nichts zu tun…“ „Wir teilen uns unsere Einsätze im Büro.“, antwortete ich. „Es soll immer nur eine von uns da sein, die andere macht dann Homeoffice.“ „Haha, Homeoffice“, höhnte meine Schwester. „Das ist doch wohl mehr „Home, sweet home“!“ Ja genau, dachte ich. Very sweet! Ich antwortete darauf aber nicht mehr, weil mir der Kopf noch schwirrte von der Zeit im Homeoffice.
Ja, was tut man so als Pfarrsekretärin in der Corona-Krise? Vor allem Informationen sammeln. Sammeln und verbreiten. Damit alle auf dem gleichen Stand sind. Also fix ein Aushang geschrieben und an die Zuständigen weitergeben. Nein, halt, stopp! So nicht! Das stimmt schon nicht mehr! Das galt vielleicht gestern, oder eben noch, aber jetzt doch nicht mehr! Also schnell ädern und dann raus damit. Uff, geschafft. Da kommt auch schon die nächste Mail. Neue Anordnungen und Ideen. „Machen Sie doch bitte ein Schreiben!“ Kein Problem! Das Schreiben ist schnell fertig. Jetzt nur noch zur Kontrolle an die Wichtigen schicken! Als es zurückkommt – Änderungen.
Das gilt schon nicht mehr. Also alles wieder ändern! Home, sweet home.
Eine neue Idee flattert in einer der gefühlt 50 Mails am Tag ins Haus. Damit uns die Gläubigen nicht verlorengehen, damit alle bei Laune bleiben, damit Ostern nicht vergessen wird, sollen kleine Geschenke unters Volk gebracht werden. Schöne Idee! Aber Fragen über Fragen? Wer bekommt was? Wer kümmert sich worum? Wie finden wir Helfer? Was darf wie passieren und was nicht? Wie können wir das Alles schaffen, ohne dabei die Vorschriften zu missachten? Und Ostern ist schon sehr bald. Minütlich neue Mails mit Ideen und vor allem mit Organisatorischem, das gestemmt werden muss. Home sweet home!
Dazwischen das Ehrenamt in der eigenen Gemeinde nicht vergessen und das andere Büro, in dem so dringend aufgeräumt werden muss!
Dann mal kein Homeoffice. Heute bin ich alleine im Büro und die Kollegin arbeitet zu Hause. Zugegeben, aus der Kirche austreten tut in Zeiten von Corona niemand – geht ja auch nicht, das Amtsgericht ist, wie alles andere auch, für Publikumsverkehr geschlossen. Auch Taufen und Trauungen werden in dieser merkwürdigen Zeit nicht angemeldet. Dafür läuft der Drucker heiß. Schließlich müssen die aktuellsten Aushänge auch ausgedruckt werden. Und das Telefon klingelt: „Können Sie mir sagen, wann wieder…?“ Nein, kann ich leider nicht.
Und dann muss man auch noch Neues lernen in Corona-Zeiten. “Zoom“ heißt das Zauberwort und meint eine Software, die es ermöglicht, sich per Video-Konferenz zusammenzusetzen. Jetzt wird mein Home neben seinem neuen Bürodasein auch noch zum Konferenzraum. Aber wie soll sonst all das geklärt werden, was so dringend auf den Nägeln brennt? Wie soll sonst jeder und jede auf dem aktuellsten Stand sein? Ich kann vor lauter Mails schon bald nicht mehr lesen…
Home, sweet home? Ja, vielleicht mal irgendwann – nach Corona…
Cordula Schmitz
Foto: Barbara Biel