Liebe Leserinnen und Leser, kennen Sie Menschen, die Sie als „Heilige“ bezeichnen? Ja, ich bin sicher, Sie kennen Heilige – vor allem die, die in unserer zunehmend säkular gewordenen Kultur populär geblieben sind. Denken wir an den Hl. Martin oder den Hl. Nikolaus, deren Namenstage immer noch gerne, vor allem für die Kinder, gefeiert werden.
Andere Heilige wiederum sind als beliebte Namenspatrone im Gedächtnis: Anna, Elisabeth oder Katharina, Johannes, Paul oder Christian. Oder uns fallen vielleicht die Heiligen ein, nach denen unsere Kirchen benannt sind….
An jedem 1. November, dem Allerheiligentag, gedenkt die Kirche aller Heiligen – also nicht nur all der Menschen, die von einem Papst heiliggesprochen und in den Heiligenkalender aufgenommen wurden, sondern auch der großen Vielzahl von unbekannten Heiligen. Sie gedenkt also aller derjenigen, von deren Heiligkeit kaum jemand etwas weiß, weil sie vielleicht im Verborgenen ein heiligmäßiges Leben geführt haben.
Es ist gut, dass am Allerheiligenfest nicht nur die „offiziell benannten Heiligen“ im Mittelpunkt stehen dürfen, sondern gerade auch jene Männer und Frauen, die ihren christlichen Lebensentwurf – ihre Nachfolge Jesu – in der schlichten Alltäglichkeit ihrer Zeit gelebt haben. Heilige waren und sind also keine besonderen Ausnahmegestalten. Zu allen Zeiten waren und sind sie ganz „normale“ Menschen, die ihren Glauben ernst nehmen und versucht haben, der Spur Jesu konsequent nachzufolgen.
Heiligkeit lässt sich nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Die Kirche kann letztendlich nicht beurteilen und bestimmen, welcher Mensch „heilig“ war bzw. ist oder als Heilige/r genannt werden darf. Das kann nur Gott allein.
Aber die Kirche kann mit einer „Selig- bzw. Heiligsprechung“ ihre Überzeugung ausdrücken, dass ein Menschenleben in der Nachfolge Christi geglückt ist.
Die Orientierung für ein heiligmäßiges Leben gibt Jesus selbst in den acht Seligpreisungen des Matthäusevangeliums (Mt. 5, 1-12a). Dort geht es um gelebten Einsatz für unseren Nächsten, für Hungrige, Durstige, Fremde, Mittellose oder Kranke…
„Wir alle sind zur Heiligkeit berufen“ – das bedeutet, dass es für jede und jeden von uns möglich ist, in treuer und ehrlicher Nachfolge Heiligkeit zu erlangen. Heiligkeit ist keine Belohnung für eine besondere Frömmigkeit oder ein Leistungsabzeichen bzw. eine Siegerehrung für eine bestimmte Anzahl von guten Taten und auch kein Privileg für einzelne auserwählte Christinnen oder Christen.
„Wir alle sind zur Heiligkeit berufen“ – und ist es nicht gut möglich, dass einmal Menschen aus unserer Zeit die ernannten oder stillen „Heiligen“ von morgen sind?! Menschen, die heute, hier und jetzt versuchen, das, was sie vom Evangelium verstanden haben, in ihrem Alltag und im täglichen Miteinander zu leben….
Gemeindereferentin Claudia Tüttenberg