Wandel ist möglich – gemeinsam!

Wandel ist möglich – gemeinsam!

Kategorie(n): Allgemein

Die Coronapandemie hat eines ganz deutlich gezeigt: So sehr wir Menschen manchmal das Alleinsein schätzen, am „Ineinander-verwoben-sein und Einander-etwas-angehen“ kommen wir nicht vorbei, im schlechten wie im guten Sinne. Einerseits ist die gute Vernetzung der Welt ein beschleunigender Faktor zur Verbreitung des Virus gewesen, andererseits bietet genau dieses Netzwerk die nötige Infrastruktur, um sich gegenseitig in Zeiten von Umbrüchen und Wandel zu unterstützen.

Auch das MISEREOR-Hungertuch 2021/22 erzählt von solchen Um-Brüchen – wie vorne berichtet. Die Künstlerin Lilian Moreno Sánchez möchte durch das Hungertuch besonders auf die Menschen hinweisen, die in den südlichen und/oder den ärmsten Regionen der Welt leben, die unter der aktuellen Situation besonders leiden und aufgrund der Auswirkungen sich mit noch schwereren Bedingungen konfrontiert sehen werden.

An einem Bahnhof schnappte ich folgenden Gesprächsfetzen auf: „Es wird immer arme Menschen geben, die von Leid betroffen sind – so ist es immer gewesen und so wird es immer sein!“ Ist das so? Ist das so hinzunehmen? Es ist richtig, dass es in der Geschichte immer Armut und Leid gab, aber Wandel ist möglich und ebenfalls eine Konstante in der Menschheitsgeschichte.

So paradox es klingen mag, aber bietet nicht gerade die jetzige Situation – trotz Lockdown und Beschränkung – ganz neue Möglichkeiten, die Dinge komplett anders zu machen, weil der bisherige Weg gerade nicht möglich ist?

Eine andere Welt ist möglich.

Foto: MISEREOR

Wandel beginnt immer mit kleinen Schritten – aber was, wenn die Füße, die die Schritte gehen wollen, gebrochen sind und das Vorrankommen erschweren? Die Coronapandemie ist so ein Bruch – sie macht einiges langsamer und beschwerlicher. Ein Röntgenbild, wie es das Hungertuch zeigt, verheimlicht nichts und es beschönigt nichts – der Bruch ist da und er ist zu sehen.

Auch Jesu Wirken und Handeln in den verschiedenen Gebieten Palästinas war nicht durchgehend von Erfolgen gezeichnet, aber für die Jünger und seine Anhänger und Anhängerinnen sprach er voller Hoffnung und handelte so, wie er sprach. Das musste der verheißene Messias sein…

Und doch… ihre Hoffnung auf den Messias und den herbeigesehnten Wandel – sie stirbt am Kreuz! Der Bruch ist da und er ist zu sehen. Die Jünger bleiben verwirrt und entmutigt zurück.

Für jeden Wandel braucht es beizeiten Brüche und seien es nur Mikrofrakturen – Sekunden, nachdem ein Bruch entsteht, beginnt der Körper mit der Heilung. Für das bloße Auge zunächst nicht zu erkennen, beginnen mikroskopisch kleine, fleißige Helfer im Körper mit der Regeneration, also der Wiederherstellung.

Aber Wiederherstellen bedeutet nicht „genauso wie vorher“. Egal welcher Meister sein Handwerk ausführt und wie präzise er die gleichen Handgriffe verwendet, der Zustand der Vergangenheit kann nicht mehr hergestellt werden. Wiederherstellen und Heilung ist immer zwingend von einem Neubeginn begleitet.

Eine andere Welt ist möglich.

Am Ostermorgen war Jesu Leib wieder mit Leben gefüllt, aber er war doch nicht mehr ganz der, der er noch am Karfreitag war. Er  war verwandelt. Es ist kein Neubeginn für Jesus, sondern „ER IST der Neubeginn.“.

Noch an Karfreitag schien es, als hätte sich die Umwelt der Jünger nicht verändert. Die Machtverhältnisse in der Provinz waren die gleichen geblieben, der erhoffte Messias, ihr Vorbild, ihr Freund… gestorben und begraben… Ende und aus… ihre Hoffnung zunichte gemacht.  Aber manchmal sind es wenige Tage, die eine andere Welt möglich machen. Denken Sie an die Jahreszeit des Frühlings –  Frühling trägt in sich schon den Wandel. Oft sind es nur wenige Tage, die ein trocken aussehendes Gebüsch in einen prachtvoll blühenden Busch verwandeln.

Die Kraft und Macht des Lebens setzt sich durch. Mit sinkenden Zahlen in der Pandemie scheint es für manchen, als sei auch hier der Wandel zum Greifen nahe. Es kitzelt in den Fußsohlen – man möchte losrennen.

Vergessen wir aber nicht in all der Sehnsucht nach Vertrautem, nach „Normalität“, die Menschen, denen das Loslaufen schon vorher und nun erst recht schwerfällt? Was ist mit denen, die den Bruch noch deutlich spüren und daran leiden?

Eine andere Welt ist möglich – gemeinsam!

Wenn ein Bruch nicht heilen kann, weil alles zusammen nicht gut arbeitet und bedacht wird, ist ein Vorankommen nur langsam möglich. Dann ist Hilfe „not-wendig“ – gemein-same Anstrengung, damit der Wandel die nötige Heilung bringen kann. Wie gut ist es für jeden und jede zu wissen, dass jemand da ist, der meine Schritte begleitet und stärkt.

Ich wünsche Ihnen und allen, die auf den Wandel hoffen, gesegnete Kar- und Ostertage und viel Gesundheit.

Pastoralassistentin Linda Schmitt-Thees