Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, …

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, …

Kategorie(n): alle Gemeinden, Allgemein

… weil in der Herberge kein Platz für sie war.“  (Lukas 2,7)

Gerade in diesem Winter, der durch die weltpolitischen Herausforderungen dieser Zeit noch kälter und unbequemer zu werden droht, merke ich, dass ich das Weihnachtsfest herbeisehne. Auf dass am Fest der Liebe dann warme Lichterketten und glitzerndes Lametta am Christbaum all die schlimmen Nachrichten überstrahlen, die Tag für Tag aus dem nebenstehenden Fernseher aufscheinen. Wenigstens für die Zeit vom 24. bis zum 26. Dezember will ich ein wenig Harmonie, ein bisschen Frieden oder auch nur die Illusion davon, der ich mich nicht berauben lassen will.

In der christlichen Weihnachtsgeschichte selbst geht es jedoch überhaupt nicht harmonisch zu. Auch wenn so manche Holzkrippe aus dem alpenländischen Raum der Szenerie einen romantischen Anstrich verpasst, erzählt doch der Evangelist Lukas letztlich von einer Hochschwangeren und ihrem Mann auf glückloser Herbergssuche während einer Volkszählung. Diese endet damit, dass eben jene Maria dann in einem Stall zwischen Ochs und Esel ihr Kind austrägt.

Die Schmerzen einer Geburt kann ich mir als Mann kaum vorstellen, ich kann mir aber denken, dass eine Stallgeburt die Sache nicht gerade einfacher macht.

Auch die Situation des Heiligen Josef ist alles andere als ideal, da nach Angaben seiner Frau das Kind nicht von ihm stammt. Was das für einen Ehemann bedeutet, kann ich mir als frisch Verheirateter noch eher vorstellen – vermutlich viel Kopfzerbrechen.

Nimmt man dazu noch die armen Hirten auf dem Feld, hat man eigentlich ein Sozialdrama, das in rausgeputzten, warmen Häusern Jahr für Jahr vor prall gedecktem Tisch vorgelesen wird. Vom Kindermord von Bethlehem, der im Matthäus-Evangelium zudem erzählt wird, und der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten ganz zu schweigen.

Gott wird Mensch

… so heißt die christliche Weihnachtsbotschaft, aber das passiert nicht irgendwo, sondern inmitten menschlichen Elends. Wie sonst erklärt sich, dass die Hauptdarsteller der biblischen Erzählung entweder in einem Stall oder auf offenem Felde schlafen. In der Geschichte vom Kind im Stall werden die Schwachen dieser Welt demnach nicht nur wahrgenommen, sondern ihnen wendet sich den Bibeltexten nach Gott selbst zu.

Diese solidarische Zuwendung zu den Bedürftigen ist etwas, dem, so glaube ich, jeder Mensch – ob religiös oder nicht – etwas abgewinnen kann. Wenn Weihnachten wirklich das Fest der Liebe sein will, dann müssen darum gerade jene an Weihnachten in den Blick kommen, die unbeliebt und ungeliebt sind.

Natürlich darf und soll man es genießen, im Kreise der eigenen Familie geliebt zu werden und Geborgenheit zu spüren. Aber will diese Liebe nicht verflachen und zur Selbstliebe verkommen, muss sie auch notwendigerweise jenen entgegengebracht werden, die man nicht bereits gut leiden kann. Ich denke dabei zum Beispiel an Menschen, die zu lieben manchmal auch nur bedeutet, ihnen zuzuhören und Raum zu geben – an Solidarität also, die etwas von einem abverlangt.

Wenn das im Kleinen gelingt an Weihnachten, dann sind optimale Bedingungen für wirklich harmonische, ja für christliche Feiertage geschaffen. In diesem Sinne wünscht Ihnen das gesamte Pastoralteam der Pfarrei Heilig Geist Jülich gesegnete Weihnachten sowie einen guten Start und Gottes Segen für das neue Jahr 2023.

Bleiben Sie gesund und tragen Sie das Licht der Weihnacht in unsere Welt.
Pastoralassistent Raphael Schlecht

Adventsgedanken

Kein Platz in der Herberge

Nervös, abgehetzt, gestresst, ausgelastet
durch Arbeiten, Verpflichtungen.
Mein adventlicher Terminkalender ist voll.

Du fragst, ob ich Platz habe für dich?
Du willst bei mir wohnen?
Warum ausgerechnet bei mir?

Tut mir leid, Jesus,
aber im Augenblick ist in meinem Leben
wirklich überhaupt nichts mehr frei.

Du bist nicht sehr anspruchsvoll,
bist es gewohnt, auf Stroh zu schlafen,
brauchst nicht viel Platz?

Nun ja, kurz vor dem Einschlafen
könnte ich in meinem Kopf etwas frei
machen für dich.

Du meinst, das reicht?
Damit gibst du dich zufrieden?

Verzeih meine Engherzigkeit!
Lass uns zusammen meinen Tag über-
prüfen und endlich alles entfernen,
was sich längst viel zu breit gemacht hat.

Bestimmt ist dann viel mehr Platz für dich
da, als ich dachte.

Gisela Baltes, www.impulstexte.de
In: Pfarrbriefservice.de

 

Foto: jhenning_pixabay.com