…so lautet der Titel eines Buches mit besinnlichen Advent- und Weihnachtsgeschichten von Karl Heinrich Waggerl aus dem Salzburger Land. Die stillste Zeit…
Wer würde bei Advent und Weihnachten nicht gerne an gemütliche und besinnliche Abende bei Kerzenschein, an duftende Tannenzweige und Gebäck denken? Vielleicht am offenen Kamin, dazu vielleicht eines der berühmten (adventlichen) Concerti grossi von Corelli oder Locatelli oder die traditionellen vertrauten Adventlieder wie „Macht hoch die Tür“? Eine ruhige, festliche Zeit… wie sie im Buche steht.
Aber – Hand aufs Herz – liebe Leserinnen und Leser, kennen wir nicht auch die andere Seite dieser „stillsten Zeit“? Weihnachtsgeschenke besorgen, Stress beim Autofahren, weil alle genau dann, wenn wir unterwegs sind, auch in die Städte fahren und die Straßen verstopfen, wenn auf Weihnachtsmärkten wegen Überfüllung nur noch ein Geschiebe ist… wenn zuhause noch so viel vorzubereiten ist und die Anspannung wächst, ob alles friedlich abläuft?
Gerade in dieser vermeintlich „stillsten Zeit“ machen sich in vielen Menschen oft auch Hektik und Überforderung bis hin zu Aggression breit – von „Romantik“ keine Spur.
Ich schreibe diese Zeilen um den 12. November herum, im Fernseher laufen gerade die Sendungen zum 100. Geburtstag von Loriot. Echte Klassiker, wie eben auch „Weihnachten bei Hoppenstedts“. Und die zeigen, wie schmal der Grat zwischen der Idylle einer gemütlich-besinnlich-friedlichen Festzeit und dem absoluten Drama sein kann. Traum und Wirklichkeit…
„Friede auf Erden“ wurde am ersten Weihnachten und wird bis heute verkündet – und in großen Teilen der Welt bis hin ins sogenannte „Heilige Land“, in dem Jesus als Christus geboren wurde, herrschen Terror und Krieg. „Tröstet, tröstet mein Volk“, ruft Jesaja den Menschen zu. Und er träumt davon, dass Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern um geschmiedet werden, Wolf und Lamm Freunde werden und Frieden möglich wird.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in dieser kommenden Zeit Momente der Stille, der Geborgenheit, des Friedens finden: bei Musik, die Sie berührt, einem Gottesdienst oder einfach dem Besuch einer leeren, stillen Kirche oder Kapelle – bei einem schönen (Advents- oder Weihnachts-)Lied oder einfach nur beim Blick in eine Kerze, die auch Ihre Augen zum Funkeln bringt.
Im Namen des gesamten Pastoralteams wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventzeit, ein frohmachendes Weihnachtsfest und ein friedliches Neues Jahr.
Ihr Jürgen Frisch, Pfarrvikar
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