Der ehemalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle forderte 1983 in seinem Aufsatz: Was fängt die Jugend mit der Kirche an? Was fängt die Kirche mit der Jugend an? eine Bekehrung der Kirche zur Jugend. Nur in der Zuwendung zur Jugend, so Hemmerle, und in der Weitergabe des Glaubens an sie bewahrheite sich der Glaube der Kirche. Insofern sei die Jugendpastoral, sondern als ein: Grundvollzug des Glaubens sowohl des einzelnen als auch der Kirche zu verstehen.
Nun ließe sich einwenden: Unsere Kirchentüren stehen doch allen offen – trotzdem bleibt die Jugend fern. In der Erstkommunionvorbereitung wird mehrfach Werbung für die Messdienerschaft gemacht, aber kaum ist der Weiße Sonntag vorbei, ist kein einziges Kind mehr in der Kirche zu sehen. Im Gemeindehaus gibt es einen eigenen Raum für die Jugend, der aber leer bleibt. Es wird doch schon alles getan – und dennoch sterben die Gemeinden vor Ort aus!
Um die Frage nach der Wirksamkeit kirchlicher Jugendarbeit zu beantworten, scheint es mir lohnenswert, zuvor einmal grundsätzlicher nach ihren Zielen zu fragen. Besteht unser Ziel darin, leere Kirchenbänke wieder zu füllen, neue Mitwirkende für unsere bestehenden Formen von Gemeindearbeit zu gewinnen und dadurch unseren eigenen Fortbestand zu sichern? Oder besteht das Ziel darin, jungen Menschen von der froh- und freimachenden Liebe Christi zu erzählen und ihrem Leben damit Hoffnung und Sinn zu schenken?
Für letzteren Fall hält Hemmerle einen hilfreichen Tipp parat: Tradition, also die Weitergabe des Glaubens, gelinge dann am besten, wenn der Adressat: er selbst sein, sich selber einbringen könne. Richtig verstanden muss Tradition also zu einem Dialog werden, der danach zu messen ist, inwiefern er auch die Perspektive der jungen Menschen wahrnimmt, versteht, bejaht und aufnimmt.
So wie Gott nicht müde wird, immer wieder neue Wege zu suchen, die Menschen zu erreichen, gilt es auch in der Kirche, immer wieder zu fragen, welche Menschen durch welche Wege, Methoden oder Sprache erreicht werden. Papst Benedikt XVI. sagte: Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt.
Bereits jetzt geht unsere GdG Heilig Geist Jülich unterschiedliche Wege, um dadurch verschiedene Gruppen zu erreichen. So finden beim Pfadfinderstamm oder bei der Kolpingjugend andere Jugendliche eine Beheimatung als im Jugendtreff der Offenen Tür. Und in der Jugendkirche leben Jugendliche ihren Glauben auf andere Weise als z.B. in den Messdienergruppen oder Chören.
Unsere kirchliche Jugendarbeit muss die jungen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wertschätzen und ihnen Erfahrungen ermöglichen, die ihrem individuellen Glaubensausdruck entsprechen, die aber doch alle zu dem einen Gott führen und damit gleichberechtigte Wege sind. Wenn wir darauf vertrauen, dass jede Generation ihre eigenen Möglichkeiten hat, um das Evangelium zu leben – und sogar neue Aspekte zu seinem Verständnis mitbringt – dann können wir nur voneinander profitieren.
Pastoralassistentin Mareike Jauß